Bundesinnenminister Friedrich stellt sich in einem Interview im Handelsblatt vor den, bis vor kurzem noch vollkommen unbekannten, Bundestagsabgeordneten Heveling (CDU) und übt harsche Kritik an der „Netzgemeinde“ für deren Umgang mit Heveling nach dessen ebenfalls im Handelsblatt veröffentlichten Gastkommentar „Netzgemeinde, ihr werdet den Kampf verlieren!“ (gelesen durch Tim Pritlove). Friedrich wirft der Netzgemeinde im Umgang mit dem CDU Bundestagsabgeordneten Heveling Wildwest-Methoden vor.

Wenn wir nicht wollen, dass sich nach dem Abzug der digitalen Horden und des Schlachtennebels nur noch die ruinenhaften Stümpfe unserer Gesellschaft in die Sonne recken und wir auf die verbrannte Erde unserer Kultur schauen müssen, dann heißt es, jetzt wachsam zu sein.

Ansgar Heveling

Wer ist diese Netzgemeinde

Die Ausführungen klingen gerade so als ob sich in Deutschland wieder einmal eine Parallelgesellschaft entwickelt – die Netizens (Netzbürger oder auch Netzgemeinde) stünden abseits der (christlich demokratischen) Gesellschaft. Diese provozierende Unterstellung geht völlig an der Realität vorbei. Während die Politik die Netizens als Randerscheinung sieht, die dem baldigen Untergang geweiht ist, hat die Wirtschaft sie in den letzten Jahren längst als kaufkräftige Kundschaft entdeckt um die es zu käpfen gilt.

Kaufkraft der Netzgemeinde 2010

Karikatur 2.0

österreichische Karikatur zur Reichsgründung 1870Die aktiven Internetnutzer reagieren voller Fassungslosigkeit über die rückwärtsgewandtheit dieser Aussaqgen vorwiegend mit kreativen Aktionen, zum Beispiel den #hevelingfacts „Ansgar Heveling besitzt kein Auto, denn eine Kutsche ohne Pferd wird sich nie durchsetzen“ auf Twitter.

Es handelt sich hierbei um nichts Anderes als das was Karikaturisten und Humoristen mit Politikern seit ewigen Zeiten machen – sie zeichnen sie überspitzt nach und halten ihnen den Spiegel vor.

Der Unterschied ist, dass sich mit der Digitalisierung der Gesellschaft auch die Zahl derer vervielfacht haben, die der Ansicht sind den Politikern mal den Spiegel vorhalten zu müssen.

Die Kritik des Innenministers zeigt wie wenig die Politiker das Internet und die Menschen die sich darin bewegen versteht. Dabei versuchen die digital natives die Politiker dort abzuholen wo sie mit ihren Kenntnissen über Technik und das Internet stehen. So hat der Verein digitale Gesellschaft gerade eine Informationsbroschüre über das Internet ins Deutsche übersetzt und möchte sie an alle Bundestagsabgeordnete Verteilen.

Kritik erlaubt

Wenn sich allerdings der Protest gegen die diffamierende Äußerungen über eine ganze Gesellschaftsgruppe in strafrechtlich relevanten Aktionen entlädt muss Herrn Friedrich beigepflichtet werden, dass dieses Verhalten kein Ausdruck eines Demokratieverständnisses ist das auf unserer Verfassung fußt.

Doch genauso muss sich ein Vertreter des Volkes bei seiner Ausdrucksweise an strafrechtliche und sittliche Grenzen des Anstands halten. Eine ganze Generation internetaffiner Mitglieder der Gesellschaft wegen den Taten einiger Hacker und Raubkopierern als marodierende Horden abzustempeln geht eindeutig zu weit. Dies gilt umso mehr als sich gerade diese Netzgemeinde aktiv dafür einsetzt die digitale Kluft zu überwinden, aufzuklären und sich aktiv an der politischen Willensbildung und konstruktiv an der Modernisierung des Urheberrechts beteiligt.

Es lohnt sich, unsere bürgerliche Gesellschaft auch im Netz zu verteidigen!

Ansgar Heveling

In diesem Punkt stimme ich mit Ansgar Heveling überein. Unsere bürgerliche Gesellschaft auch im Netz zu verteidigen, das ist ein ehrenwertes Ziel. Deshalb setze ich mich gegen Vorratsdatenspeicherung ein, damit unsere bürgerliche Gesellschaft nicht hinter die Errungenschaften die uns der Sieg über den Überwachungsstaat 1989 gebracht hat zurückfällt.

Freiheit, Demokratie und Eigentum

Der Citoyen von Ansgar Heveling

Liberté, Egalité, Fraternité
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Der Citoyen der Französischen Revolution


1 Kommentar

iParthier » Citoyens – verschenkt Bücher! · 10.02.2012 um 08:08

[…] – verschenkt Bücher! Die Aufregung um die Kampfparolen des CDU Politikers Heveling gegen das Digitale und für das gedruckte Buch ist noch nicht ganz verklungen, da eröffnet das so […]

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